Fachjury: EU Leverkusen Dr. Hans Georg Meyer, Fotograf Wolfgang Zurborn, Leiterin KulturStadtLev Biggi Hürtgen, Direktor Museum Morsbroich Dr. Markus Heinzelmann, Künstler Alfred Prenzlow, i.A. Künstler/in Odo Rumpf und Eloba | Ellen Loh-Bachmann
Besuch aus Frankreich vor Elobas Partnerstädte-Zyklus im Rathaus, Schenkung der EU an Leverkusen Foto©Leverkusen.com

Brückenbau und Drahtseilakt für Europa

„Brückenbau und Drahtseilakt für Europa“, so titulierte die Presse den Ausstellungsbericht des ersten Künstlerwettbewerbes – ein Titel, aktueller denn je! Es gab Zeiten, da glaubten wir, den Brückenbau quer durch Europa geschafft zu haben! Doch bevor das Bauwerk vollendet wurde, bekam es Risse: Staatsschuldenkrisen, Probleme der Rechtsstaatlichkeit in Ungarn und Polen, der Brexit, die weltweite Migrationswelle, die gesundheitlichen und wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie, Rechtsradikale, Linkspopulisten...! Es wird Zeit, dass wir unsere Europäische Union lieben! Uns alle für unser Europa und den Frieden auf unserem Kontinent einsetzen!

Die Europa-Union und ihre ehrenamtlichen Mitstreiter kämpfen für Europa an vorderster Front mit wichtigen Projekten. Auch im Bereich der Kunst ist die Europa-Union Leverkusen mittlerweile eine feste Größe geworden.1995 wurde der erste Europäische Künstlerwettbewerb ins Leben gerufen. Dr. Hans Georg Meyer, langjähriger Vorsitzender der Europa-Union Leverkusen, war der Ideengeber. Damals war es noch ein rein Leverkusener Preis mit dem Titel „Künstler entdecken Europa in Leverkusen“. Dreihundert Ausschreibungen, heute sind es Tausende, wurden verteilt; es bewarben sich 28 Kreative aus Leverkusen mit 40 Arbeiten.

Peu à peu veränderte sich der Künstlerwettbewerb, er wurde überregional. 2003 gewann Eloba | Ellen Loh-Bachmann den 3. Europäischen Künstlerwettbewerb und übernahm fortan Gestaltung und Organisation der Folgewettbewerbe. Der Ausbau zum angesehenen, wichtigen internationalen Wettbewerb war und ist Zielsetzung. Leverkusen als tolerante Stadt mit Bürgern aus über 130 Nationen ist zwar nicht mehr Teil der Thematik, aber weiterhin Ausgangspunkt und Veranstaltungsort! Die Preisgelder wurden erhöht, sollen zukünftig wachsen. Es gibt keine Teilnahmegebühr. Der Wettbewerb ist international, bewerben können sich alle Künstlerinnen und Künstler ohne Beschränkung hinsichtlich Alter, Wohnort oder Staatsangehörigkeit.

Der letzte, der 6. Europäische Künstlerwettbewerb, wurde 2005 ausgetragen mit Bewerbungen von über 300 Künstlerinnen und Künstlern aus 38 Ländern weltweit und aus allen Bereichen der Bildenden Kunst. Erstmalig tagte im ersten Wahlgang eine reine Fachjury u.a. mit Dr. Markus Heinzelmann, Direktor Museum Morsbroich, Leverkusen. 37 internationale Finalisten wurden nominiert und ihre Werke in einer Ausstellung im Leverkusener Kulturzentrum „Forum“ präsentiert. Eine um die Unterstützer erweiterte Jury wählte im 2. Wahlgang die fünf Preisträger aus, die während der Ausstellung bekannt gegeben und geehrt wurden.

Im Beisein von 300 Gästen wurde die Ausstellung des bis dato größten Europäischen Künstlerwettbewerbes eröffnet. Mit diesem 6. Europäischen Künstlerwettbewerb gelang eine Kulturveranstaltung, die inzwischen europa- und weltweit greift. Die international besetzte Ausstellung mit künstlerisch anspruchsvollen Arbeiten und hochaktuellem Bezug zu Europa zeigte, wie wichtig die Arbeit der Kunstschaffenden für die Gesellschaft ist. Künstler haben Vorbildfunktion und setzen sich für Dialog und Frieden ein. Kunst und Künstler sind der Politik weit voraus, kennen keine Landesgrenzen! Kunst ist eine Tochter der Freiheit (Zitat Friedrich Schiller) und visualisiert die große Idee Europas: Zusammenarbeit von Staaten und Völkern über Grenzen hinweg!

2015 noch fand der Europäische Künstlerwettbewerb „analog“ statt – verbunden mit vielen schönen Anekdoten: Oft liegen viele Kilometer zwischen Atelier und Ausstellungsort, die Postboten hatten viel zu tun, alle 311 Bewerbungen und einige der Werke nach Leverkusen zu bringen. Österreich flog sein Bild höchst persönlich ein, eilte in Elobas Wohnzimmer, um dort die Leinwand aufzuziehen. Im Eifer des Gefechts verrutschte der Horizont. „Macht nix, Europa ist derzeit ja auch schief“. Sprach’s, vergaß das Werkzeug und eilte zurück nach Berlin. China schickte das Objekt eines hoch dotierten Meisters. Im Zoll wurde klar, wie hochpreisig das Werk ist! Konnten wir weder im Ausstellungs- noch im Versicherungsmodus bedienen. In Abstimmung mit der Partnerstadt Wuxi wurde eine gerahmte Fotoarbeit des Werkes präsentiert. Und andere Werke wie aus Ungarn und Polen erreichten Leverkusen erst nach der Preisverleihung, aber auch sie wurden nachträglich in die Ausstellung eingefügt. Unsere Devise: Alle sollen den Europäischen Künstlerwettbewerb und damit Europa in guter Erinnerung behalten!

Was 1995 also in Leverkusen mit 28 Teilnehmern begann, ist inzwischen zu einem wichtigen Kunstwettbewerb geworden. 311 Künstler aus 38 Ländern weltweit bewarben sich um den 6. Künstlerpreis. Neben der Vergabe der Preise erwarb die Europa-Union Leverkusen im Laufe der Wettbewerbe einige der Kunstwerke als Schenkung an die Stadt Leverkusen, auch um ein Zeichen gegen Kulturkürzungen welcher Art auch immer zu setzen, denn eine kreative, starke und vielfältige Kulturlandschaft ist das Wesensmerkmal freier Gesellschaften! Kunst ist ein wichtiger Baustein an der Basis der Weltkultur, überwindet Unterschiede, fördert Dialog.

Der 7. Europäische Künstlerwettbewerb kommt wegen der aktuellen Corona-Pandemie und der damit verbundenen Planungsunsicherheit mit Verspätung und in anderer Form: Zum ersten Mal im Online-Format! Zum ersten Mal mit der Europa-Union NRW als Kooperationspartner!

Derzeit diskutiert die Öffentlichkeit die anscheinend dunklen Wolken über Europa, letztlich nur neue Herausforderungen, denen sich Europa aber unbedingt stellen muss. Was schnell vergessen wird, sind die eindrucksvollen Fakten und nachhaltigen Erfolge und über 70 Jahre Frieden in der Europäischen Union. Und mit diesem an die Aktualität angepassten Künstlerwettbewerb wollen wir ein positives Zeichen setzen in einer schweren Zeit! Denn wichtiger als alle Krisen ist die bunte Vielfalt Europas mit all den multiplen und wertvollen Eigenschaften europäischer Völker.

Wir können mit Stolz sagen, auch im Bereich der Kunst ist die Europa-Union mittlerweile eine feste Größe - ganz im Sinne von Jean Monnet: „Wenn ich nochmals mit dem Aufbau Europas beginnen könnte, dann würde ich mit der Kultur beginnen."

Künstler entdeckt Europa! Entdeckt es für die Bürger Europas und der Welt!


Eloba | Ellen Loh-Bachmann
Für die Europa-Union Leverkusen

Januar 2021